mit artistravel – Venedig in S/W

Venezia – la Serenissima, kaum eine andere Stadt bietet auf so engem Raum eine solch beindruckende historische Fassadenwelt. So ging es in der letzten Oktoberwoche mit artistravel in die Lagunenstadt. Untergebracht im Centro Culturale Don Orione Artigianelli auf Dorsoduro nah der Ponte dell’Accademia, hatten wir eine zentral gelegene Ausgangsbasis für unsere Entdeckungstouren.
Wie auf dem Teaser-Bild und den ersten Bildern zu erkennen, bewegten wir uns mit dem Workshop-Thema der Schwarzweiß-Fotografie abseits von Farben in der Welt der Kontraste und Formensprache. Die Grundlage für das bessere erkennen von S/W-Motiven vertiefen wir mit einem ausführlichen theoretischen Teil im Seminarraum. Diesen nutzten wir anschließend lediglich für Bildbesprechungen, während wir die Morgen- wie Abendstunden ebenso wie das Tageslicht für umtriebige Stadtrundgänge ausschöpften.

Ein Naturphänomen auf das wir zu stoßen hofften, war „Aqua alta“. Das Aqua alta tritt zwischen Ende September bis Mitte April im Rhythmus der Gezeiten auf. Wie stark es ausfällt hängt dabei von verschiedenen Faktoren (Tidenhub, Mond, Wetterlage, etc.) ab. Seit einigen Jahren ist das M.O.S.E.-Projekt fertiggestellt und in Betreib, so dass die Lagune mit Hilfe der Sperrwerke besser vor starken Überschwemmungen geschützt ist. Ungeachtet der Technik, wird zwischen Herbst und Frühling im Gezeitenrhythmus das Wasser durch die Gullideckel auf dem Markusplatz gedrückt und leitet ein wahrhaftiges Spektakel für die Besuchermengen ein.

Eine gute Vorbereitung auf einen farbreduzierten Besuch der Lagunenstadt bietet übrigens der Münchner Fotograf Christopher Thomas mit seinem Buch „VENICE IN SOLITUDE“. Er fotografierte Venedig im Großformat mit einer 4×5 inch-Plattenkamera auf Polaroid. Ebenso finde ich das Projekt „HYPERVENEZIA“ des italienischen Fotografen Mario Peliti (Ausstellung im PALAZZO GRASSI, 09/2021 – 01/2022) sehenswert. Er dokumentiert seit nun mehr zwölf Jahren ein menschenleeres Venedig.
Haben wir bei dem Workshop-Thema S/W-Fotografie komplett auf den Farbfilm verzichtet? NEIN – natürlich nicht! An dem einen oder anderen Motiv haben wir uns bewusst für Farbaufnahmen entschieden. Mal an altbekannten Hotspots oder auch bei unscheinbaren Bildausschnitten in den zahlreichen Gassen zwischen den endlos scheinenden Kanälen…
Ein Thema, über welches wir uns im Verlauf der Woche gelegentlich austauschten, waren die Perspektiven der Photopioniere des 19. Und beginnenden 20. Jahrhunderts. Hier stießen wir immer wieder auf Carlo Naya, Domenico Bresolin oder Giuseppe Cimetta und einige andere. Sie hinterlassen neben einem reichen Fundus an Eindrücken des „alten Venedigs“ auch einige der heutigen Standardperspektiven – Must haves.

Ich freue mich auf weitere Aufenthalte in der Lagunenstadt. Ganz gleich ob altbekannte, wieder- oder neuentdeckte Perspektiven – das Licht des Moments verzaubert die Stadt immer wieder aufs Neue…

 

 

P.S.: Wer neben der fotografischen Wahrnehmung Zeit und Lust für klassische Musik mit bringt: Ein abendliches Konzert, z.B. in der Chiesa di San Vidal auf dem gleichnamigen Campo San Vidal (zwischen Ponte dell’Accademia und Campo Santo Stefano), bietet eine angenehme wie stimmungsvolle Entspannung auf der Suche nach neuen Perspektiven und Blickwinkeln in der Lagunenstadt.