Die Rub al-Khali als größte Sandwüste der Erde bietet mannigfaltige Dünenformen und mindestens genauso viele Motivmöglichkeiten. Führten uns frühere Fotoreisen im Oman, stand bisher neben der Wüste auch die kulturelle Welt des Sultanats im Fokus. Im Verlauf der Fotoreise Oman 2023 kam die Idee nach einer ausschließlichen Wüsten-Fotoreise auf. So arbeiteten Bedu Expeditionen und ich für die Tour im Januar / Februar 2025 eine neue Route aus, die ausschließlich durch die Rub al-Khali führte sollte. Die Idee: von Salalah direkt in die Wüste, fünf Tage relativ nah entlang der saudi-arabischen Grenze, Vorräte in Haima bunkern und fünf Tage auf einer etwas weiter südlich verlaufenden Route zurück nach Salalah.
So startete unsere Reisegruppe von verschiedenen Flughäfen mit dem gemeinsamen Ziel Salalah im Südwesten des Sultanats. Angekommen in Salalah, begrüßten uns Chris (Tourguide und erster Fahrer) und Nasser (unser einheimischer Begleiter, Fahrer und Organisationgenie). Mir obliegen die fotografische Betreuung sowie das Fahren des dritten Fahrzeugs.
Unser Hotel, das Beach-Resort liegt direkt am Arabischen Meer. Hier waren zum Ankommen sowie für organisatorisches zwei Übernachtungen eingeplant. Persönlich bin ich kein Freund, wie ich bis dato fand unnötigen Zwischenübernachtungen. Doch traf unsere Gruppe diesmal auf das Phänomen „verloren gegangenes Reisegepäck“. Genauer gesagt, mich traf das Schicksal, so dass ich mich nach entsprechender Auskunft der Fluggesellschaft um eine adäquate Ersatzausrüstung bemühen durfte. Ich entschied mich für ein PowerShopping bei LuLu Hypermarket in der Salalah Grand Mall: Hose, Hemden, T-Shirts, Badehose, Schlappen, Unterwäsche, Zahnpasta und -bürste und eine Ersatztasche – Handtücher konnte ich im Hotel ausleihen. Sorgen machte mir der gesamte elektronische Teil sowie mein Stativ…

Die Entwarnung erreichte uns am Sonntag gegen 21:00 Uhr Ortszeit beim Abendessen: Anruf vom Flughafen, mein Gepäck wäre auf dem Weg von Muscat nach Salalah und könnte ab 22:30 Uhr abgeholt werden! So hatte ich doch noch, die Ladegeräte sowie mein Stativ zugegen, bevor wir am Montagmorgen in die Wüste aufbrachen. Wo ist die Tasche unterwegs verloren gegangen? Es stellte sich heraus, dass der Flug von München nach Muscat überbucht war, so das verschiedene Gepäckstücke in München erst gar nicht verladen wurden – interessante Logistik!
Montagmorgen, das Wüstenabenteuer startete mit einem Abstecher zu LuLu mit dem Versuch, meine am Tag zuvor erworbene Ersatzausrüstung in Teilen wieder zurückzugeben. Anschließend ein Abstecher auf dem Suq für letzte Besorgungen (frisches Gemüse). Danach ging es zügig raus aus der Stadt und über die Muscat-Salalah-Road hin auf in das Dhofar-Gebirge, welches wir überqueren mussten, um in die Wüste zu gelangen. In Thumrait legten wir einen Mittagsstop ein. Weiter, vorbei an Ubar, wo wir die Tanks unserer Toyota Land Cruiser noch einmal randvoll auftankten. Kurz drauf verließen wir die Asphaltstraße und erreichten auf einer staubigen Schotterpiste die Oase al-Hashman (Fassad) am Rand der Wüste und somit auch den Rand der Zivilisation.
Unweit der kleinen Oase errichteten wir unser erstes Wüsten-Camp. Der Übernachtungsplatz war mir gut vertraut. Verbrachten wir hier doch auf der Tour im Februar 2022 unsere letzte Wüstenacht. Die Bilder der Morgendämmerung zierten zwischenzeitlich die Titelseite des englischsprachigen Online-Magazins Fuji X Passion (Nr. 74: Fairy tale from a thousand and one nights including desert feeling…) sowie als Titelaufmacher (Die Reize der WÜSTE) in der c’t Fotografie.
Bevor wir uns zum Abendessen versammeln, nutzten wir den nahegelegenen Kam der Düne hinter (bzw. gut 50 m über) unserem Lagerplatz. Von dort haben wir eine beeindruckende Aussicht. Sowohl während der farbigen Abend- wie auch Morgendämmerung, die ich hier so bisher nur selten erlebt habe. Ebenso selten habe, ich bis dato „kalte“ Nächte in der Rub al-Khali erlebt. Wie uns das Thermometer am drauffolgenden Morgen verriet, sank die Temperatur auf frische 2 °C.




Der Ablauf der folgenden vier Tage bis zu unserem Wendepunkt in Haima, verliefen im gleichbleibenden Rhythmus: Gegen 06:00 Uhr brechen wir zum Fotografieren auf. Anschließend wird gefrühstückt, da Camp abgebaut sowie das Gepäck verstaut. Bietet die Topographie einen Spaziergang an, bricht ein Teil der Gruppe mit Wasser und Kamera in der Hand zu einem weiteren Morgenspaziergang von ca. 20 bis 30 Minuten in Fahrtrichtung auf, bis wir sie auf der Route aufsammeln.
Bis zum Mittagessen erkunden wir die Dünentäler, stoppen hier und da zum Fotografieren oder Testen neue Übergänge zwischen den Dünen aus, um die Routenverläufe zu verfeinern. Je nach Region, stießen wir, wie in den Jahren davor auch auf Brunnen, die ihren Ursprung in Probebohrungen nach Öl fanden. Doch anstelle von Öl trafen die Bohrmannschaften hier auf Wasserblasen. Die Bohrstellen wurden mit einem Ventil versehen und werden seitdem als Brunnen zum Tränken der Tiere, wie auch als Dusche und Rastplatz irgendwo im nirgendwo genutzt.









Die Strecke bis nach Haima verlief aus fahrtechnischer Sicht unspektakulär. Das Highlight des Tages war der Wind, der mit sechs bis acht Beaufort (entspricht einer Windgeschwindigkeit von ca. 40 bis 75 km/h oder ca. 11 bis 21 m/s) über die Ebene blies. Die Sicht bei einer solchen Windstärke erinnert an ein winterliches Schneetreiben, eben nur bei 32 °C.

In Haima angekommen, freuten wir uns auf eine kühle und vor allem vor dem Wind geschützte Unterkunft. Für mich immer wieder aufs Neue erstaunlich, wir uns bereits nach fünf Tagen in der Wüste über zivilisatorischer Annehmlichkeiten wie eine Dusche oder auch eine Kloschüssel erfreuten. Wichtiger trotz Spannungswechsler erschien mir die Stromversorgung: Akkus laden, Datensicherung, etc.
Das Abendessen und Frühstück genossen wir beim Pakistani um die Ecke im al-Wosta Ocean Restaurant (nicht das da Missverständnisse aufkommen, bis zum Arabischen Meer als Randmeer des Indischen Ozeans sind es Luftlinie ca. 160 km). Die Vorräte und Tanks (Wasser und Kraftstoff) hatten randvoll aufgefüllt, so dass wir bei windstillem Wetter in al-Huqf aufbrachen.
Unterwegs auf der Muscat-Salalah-Road lassen die Sandverwehungen den gestrigen Wind noch erahnen. Einige der Straßenüberführungen Brücken waren gesperrt, während die Bulldozer den Sand Schaufelladung um Schaufelladung entfernten.
Nach gut 200 km erreichen wir unsere Abfahrt und verlassen erneut die Asphaltstraße. Unser erster Stopp am Rand der Hupf galt dem alten Bohrturm, der hier als Industriedenkmal sein Dasein fristet. Kurz darauf zeigten sich am Horizont die ersten steinigen Erosionsformen, die sich dort weiß vom graubraunen Boden, gegen den strahlend blauen Himmel abheben.
Nach einem Mittags-Snack im Schatten der Felswände, starteten wir unsere Entdeckungstour: Felsen – Groß und Klein, mal in Pilzform, dann wieder an den Kopf einer Zeichentrickfigur, Canyons mit freistehenden Felsblöcken, Canyons, die sich zum Ende verschließen oder auch in nachfolgende einen schmalen Durchgang gewähren. Ein wahrhaftiges Eldorado…



Gerne hätten wir uns hier zu Nachtaufnahmen mit Sternenbahnen hinreißen lassen, doch das gelbliche Sonnenlicht, dass vom nächtlichen Vollmond reflektiert wurde, ließ die Talgründe mit ihren weißlichen Felsen hell in der Wüstenacht erstrahlen.
Nach dem Morgenshooting ging es wie gewohnt zum Frühstück und anschließend über Schotterpisten zurück auf die Muscat-Salalah-Road. Wieder in Haima legten wir einen Mittagsstopp ein um anschließend bis auf die Höhe von Qitbit die Tanks auffüllten. Die Asphaltstraße wich nach kurzer Strecke einer Piste und mit dem Passieren von Marsawdad verließen wir erneut die Zivilisation. Hier und da umfuhren wir kleine Sicheldünen, die die Straße – Piste bedeckten und fanden unseren Camp-Platz einige Meter neben der Piste.
Ab hier folgen wir dem Rhythmus des ersten Teils unserer Wüstenfotoreise. Die Dünen, durch die wir cruisen sind andere, somit auch die Fotolocations, die sich in den folgenden Tagen darboten.








Auch wenn der letzte Tag vor Ort zur freien Verfügung gedacht war, brachen wir nach dem Frühstück noch einmal gemeinsam auf. Es sollte zum Baden nach Fazayah Beach. Ein langgezogener und von Felsen durchsetzter Sandstrand mit kristallklarem Wasser – ein absoluter Kontrast nach den Tagen im Sand.


Freitagmorgen hieß es Abschied nehmen. Während die Gruppe mit einem kleinen Bus zum Flughaufen aufbricht, machte ich mich wie bereits nach der Fotoreise von 2022 mit dem Land Crusier auf den Weg nach Muscat. Gemeinsam mit Charlie meinen Begleiter, ging es entlang der Küste über Hasik nach Ash Shuwaymiyyah in das gleichnamige Wadi. Nach einer Nacht am Strand, gönnten wir uns ein Mittagessen in Haima, gefolgt von einer Übernachtung in der al-Huqf. Weiter über Nizwa nach Muscat, wo wir den Sonnentergang an der Großen Sultan-Qabus-Moschee versuchten in Szene zu setzten.




Am Frühstückstisch in Muscat folgte ein letzter Austusche mit Chris und Nasser, die bereit mit der nachfolgenden Gruppe am Start waren. Für Charlie und mich hieß es jetzt ebenfalls Abschied zunehmen. Am Flughafen angekommen, hingen wir unseren Erinnerungen nach und freuen uns auf einen nächsten Abstecher in den Oman…