Das Wort bzw. der Begriff Landschaft hat sich über die Jahrzehnte mit unterschiedlichsten Bedeutungszuschreibungen tief in unserer Alltagssprache ausgebreitet. So auch die charakteristische Wort-Kombination »Verkehrslandschaft«. Sie beinhaltet neben dem Wirrwarr von Straßen unterschiedlichster Größenordnung, ganz gleich ob im städtischen Umfeld, über Land, im Tunnel auf Brücken etc., ebenso Einrichtungen des Flug- und Seeverkehrs, wie auch die unterschiedlichsten Formen des Schienenverkehrs.
Stichwort Schienenverkehr: hier bietet das Netz sowie die Einrichtungen der Deutschen Bahn über den Tagesverlauf eine Vielzahl von Motivmöglichkeiten. Fotografisch lassen sich diese allerdings nicht so ohne weiteres umsetzen. Sicherlich – aus der Distanz von einer Brücke weit ab vom Geschehen klappt das. Auch halblegal lässt g’schwind ein Schnappschuss vom Bahnsteig ins Schienengewirr ergattern. Doch so richtig drin im Geschehen – schwierig…
Eine legale und vielversprechende Möglichkeit sich schienengebundenen Verkehrslandschaften zuzuwenden, sind Museumsbetriebe: beispielsweise der Bahnpark in Augsburg, das Bayerische Eisenbahnmuseum in Nördlingen oder das Sächsische Eisenbahnmuseum in Chemnitz-Hilbersdorf. Liegt der Fokus in erster Linie auf historischen Schienenfahrzeugen – Dampfloks, bietet die Dampflok Erlebniswelt im thüringischen Meiningen Einblicke in die historische Welt dieser Verkehrslandschaft.
Mein Fokus liegt auf dem ehemaligen Bahnbetriebswerk (Bw) für Güterzuglokomotiven, das zwischen 1897 und 1900 in Chemnitz-Hilbersdorf, am Rand einer der größten Rangierbahnhöfe Deutschlands, um die vorherige Jahrhundertwende entstand.
Ende August, auf dem mittlerweile traditionellen Heißhausfest des Sächsische Eisenbahnmuseum, lassen sich die schwarz-roten, dampfgetriebenen, stählernen Riesen im Schienenwirrwarr inmitten dieses historischen Ensembles hautnah erleben.
Die Veranstaltung startet alljährlich am Freitagnachmittag. Während die Lokomotiven in Position gebracht werden, bieten neben den historischen Backsteinbauten, die Drehscheiben ebenso wie die Abstellgleise mit einem Fundus an Personen- und Güterwaggons eine weitläufige Motivkulisse. Ebenfalls die Stahlrösser die bereits auf den Rangiergleisen geparkt wurden…
Eine Besonderheit im ehemaligen Rangierbetrieb ist die Seilzuganlage, mit der Güterwagons am Ablaufberg in die nötige Reihenfolge für ihre Reise auf dem Schienennetz gebracht wurden. Hier ein Blick aus dem Befehlsstellwerk hinunter auf die Rangiergleise.
Neben den dampfenden und zischenden Dampfloks auf dem Außengelände, bieten auch die Innenräume unterschiedlichste Motivmöglichkeiten. Sei es in der Werkstatt oder einfach nur entlang der Wände des Lokschuppens.
Zu entdecken gibt es während den drei Veranstaltungstagen weitaus mehr als ich hier angesprochen bzw. gezeigt habe. Feld- wie Modelleisenbahnen, Flohmärkte rund um das Thema Eisenbahnwelt – nicht zu vergessen die Lokomotiven der jüngeren Zeit unterschiedlichster Antriebsart, Führerstandsmitfahren, etc.. Es gibt viel zu entdecken für alle technikbegeisterten Altersklassen.
Während des diesjährigen Heizhausfestes konzentrierte ich mich im Außengelände wie auch in den Innenräumen auf die Wiedergabe von Helligkeitskontrasten, Linien und Formen – alles farblos in S/W. So entschied ich mich, direkt vor Ort mit der Fuji-Filmsimulation ACROS im RAW-Format schwarz-weiß zu fotografieren. Die Idee dahinter: ein Versuch, bewusst der Schnelllebigkeit unserer Zeit zu widerstehen wie auch das Atmosphärische und den Charme dieser vergangenen Epoche durch Hell-Dunkle-Kontraste zu betonen.