Fotoreise Island 2024

Island – nordische Ur-Natur, hier wo die Götterwelt der alten germanischen Sagen ihre Heimat wähnt, die Generationen von Malern und Schriftstellern in ihren Bann sog – dort zog es mich Mitte Februar mit einer kleinen Gruppe Fotobegeisterter hin. Die Südroute haben wir uns vorgenommen, wofür uns mit An- und Abreise elf Tage Zeitgenommen haben.

Als Treffpunkt wählten wir den Flughafen Keflavik, da wir kreuz und quer aus Deutschland anreisten. So versammelten wir uns, da die Maschinen aus Frankfurt und München fast zeitglich landeten, zwischen den Gepäckbändern vier und fünf. Nach der Fahrzeugübergabe ein kleiner Zwischenstopp am Supermarkt (für persönliche Snacks und Getränke) und weiter durch Reykjavik auf die Ringstraße in Richtung Selfoos. Auf der 35 weiter nach Norden, vorbei am Geothermalgebiet von Haukadalur bis wir kurz darauf unser Hotel nahe dem Gullfoss in der tiefschwarzen Winternacht erreichten. Das erste Briefing für die kommenden Fototage erfolgte beim Abendessen und unser nordisches Fotoabenteuer startete am nächsten Morgen nach dem Frühstück.

Mit dem ersten, zaghaften Tageslicht standen wir bereits in der Morgendämmerung hoch über dem Gullfoss. Der Hvita, an einigen Stellen mit einer dünnen Eisdecke überzogen, strömt auf die Kaskaden des Gullfoss zu, bevor er mit lautem Tosen und üppigen Gischtwolken in den Felsgraben hinabstürzt. Neben der Aussichtsplattform steht ein zweiter Fotopunkt ein Stück weiter Flussaufwärts zur Verfügung, andere bekannte Perspektiven waren auf Grund der Schnee- und vereisten Wegverhältnisse leider nicht zugänglich. Doch das sollte unserem Enthusiasmus nicht im Wege stehen, daher brachen wir nach einem Heißgetränk im Cafe am Sammelparkplatz zum nächsten Wasserfall auf.

Die letzten Kilometer nach Verlassen der Asphaltstraße zum Bruarafoss führte uns über eine eisig-verschneite Piste an dessen Ende uns ein verschneiter Fußweg an den Bruarafoss führte. Der Fluss überstrahlt mit seiner blauen Wasserfarbe förmlich das umliegende winterliche weiße Ufer. So ließ sich die kleine Schlucht, die der Wasserlauf der Bruara hier ausgespült hat, je nach Aufnahmeposition gut im Bild herausarbeiten.

Auf dem Weg zurück in Richtung Hotel stoppen wir noch an einem der HotSpots des Golden Circle, dem Strokkur einem Geysir in dem Geothermalgebiet, das wir am Vortag passiert haben. Der Weg zu den heißen Wasserlöchern gleicht einer glattpolierten Eisfläche, was das Vorankommen in eine waghalsige Rutschpartie verwandelte. Mit Blick auf die Windrichtung positionierten wir uns oberhalb des Geysirs und warteten auf den richtigen Moment. Anläufe nahm die heiße Quelle reichlich – doch eine richtig hohe Fontäne wollte sich während unseres Besuches nicht einstellen. So zogen wir durchgefroren weiter und waren auch gar nicht so enttäuscht, dass unser erster fotografischer Sonnenuntergang wegen Schneefall entfiel.

Mit der Morgendämmerung geht es weiter: die Südküste ruft! Auffällig an diesem Morgen, die zahlreichen Fahrzeuge, die halb g‘scharig im Straßengraben stehen – liegen – auf ihr ausbuddeln warteten. Die Übernacht frisch verschneite Straße war für einige Verkehrsteilnehmer, trotz Winterreifen und Spikes wohl glatter als erwartet. Nach knapp zwei Stunden Fahrt erreichten wir Landeyjahöfn. Der schwarze Strand neben dem Hafenbecken für die Fähre auf die Vestmannaeyjar (Westmännerinseln) bietet bei passender Brandung eine menschenleere Alternative zur Reynisfjara, allerdings ohne Felsenwelten.

Im Anschluss erreichten wir die, wie so häufig überlaufenen Wasserfälle Seljalands- und Skogafoss. Hier lag das Augenmerk dann auch mehr auf die Wasserfontänen mit ihrem vereisten Felsen, als den gesamten Wasserfall in Szene zu setzten. So ließen sich die Menschenmengen kurzerhand ausblenden.

Auf unserem weiteren Weg nach Vik begleitete uns sonniges Winterwetter. Daher entschieden wir uns für ein flottes Einchecken im Hotel in Vik um dann die Nachmittagsstunden auf der Dyrholaey fotografisch auszukosten. So ging es nach einem Heißgetränk im Ice Cave Bistro auf die Halbinsel. Zu meiner Enttäuschung war der Spot am Leuchtturm bedingt durch Eis und Schnee gesperrt. Unter uns gesagt, die Bucht unterhalb des Sammelparkplatzes bietet ebenfalls reichlich Möglichkeiten, um sich zu über Stunden, wenn nicht gar über Tage zu beschäftigen. Enttäuscht wurde lediglich meine Vorfreude auf den Tiefblick. Kurzum, die Brandung hat uns nicht im Stichgelassen und wir arbeiteten uns an den Felsenwelten vom Wind durchgepeitscht ab. Im letzten Tageslicht genossen wir in Vik noch den Blick über die Kirche hinweg auf die kleine Stadt am Ufer der Bucht.

Der nächste Morgen bescherte uns erneut eine beeindruckende winterliche Märchenlandschaft, in der wir uns noch einmal der Motivwelt auf der Dyrholaey zuwandten. So zogen wir die erste Spur des Tages auf der kleinen, frisch verschneiten Verbindungsstraße zur Halbinsel hinüber. Mit der Morgensonne sollte es so nicht klappen, die Flut beschenkte uns mit einem schönen Wellenspiel an Arnardrangur mit Blick auf die Reynisfjara und Felsformation Reynisdrangar ebenso wie ein Stück weiter oben auf der Halbinsel mit dem kleinen Torbogen im Spiel der Brandung.
Wieder am Auto, belasteten wir kurz die „Credit-Karte“ wie wir umgangssprachlich den Toilettengang bezeichneten (auf Island wird viel mit Plastikgeld bezahlt, unter anderem auch die Benutzung der öffentlichen Toilette am Parkplatz). Nächster Motivstopp Sölheimajökull mit dem gefrorenen Solheimalon. Hier boten sich zwischen den Schulklassen die hier praktischen Geografie-Unterreicht bewohnten schöne Perspektiven. Für uns auf der Island-Tour, der Erstkontakt mit dem Gletschereis.
Die Nachmittagsstunden verbrachten wir mit donnernden Wellen an der Reynisfjara. Seit meinem letzten Besuch, wurde hier eine dreistufige Betretungsregelung für den Strand eingeführt. Grün-Gelb-Rot, je nach aufblinkendem Warnlicht sind verschiedene Bereiche des Strandes sicher begehbar oder auch gezielt gesperrt – rein theoretisch. In der Praxis sieht es dann doch eher so aus, dass sich auch hier der Darwinismus durchsetzt: Was interessieren schon Warnlichter, wenn man das Wasser den Rückweg abschneidet…

Wir folgen erneut dem Verlauf der Ringstraße nach Osten. Mit dem ersten Tageslicht in der Morgendämmerung verlassen wir Vik in Richtung Jökulsarlon – der großen Gletscherlagune am Fuße des Breiðamerkurjökull. Zwischenstopps legen wir in den verschneiten Lavafeldern, der Fjaðrargljufur, ebenso wie im neuen Katla Geopark Visitor Center kurz vor Kirkjubæjarklaustur und nicht zuletzt am Svinafellsjökull ein. Auch wenn der Svinafellsjökull bereits zum Vatnajökull-Nationalpark zählt, noch kurz ein Wort zum Katla Geopark in dem wir uns dort bewegten. Er gehört beispielsweise wie in Deutschland der Geopark Schwäbische Alb, der Geopark Vulkaneifel oder dem grenzübergreifenden Geopark Muskauer Faltenbogen / Łuk Mużakowa zu den UNESCO Global Geoparks. Sie stellen geologische Stätten oder auch Landschaften von internationaler geowissenschaftlicher Bedeutung, als dritte Kategorie neben den UNESCO Welterbestätten und Biosphärenreservaten des UNESCO-Kultur- und -Naturerbes unter Schutz.

Bevor wir unser Hotel für die kommenden drei Nächte erreichen, legen wir diesen Reisetag einen letzten Stopp am Jökulsarlon, zwischen dem Breiðamerkurjökull, einem Rand- oder Auslassgletscher des Vatnajökull und der Ringstraße bzw. der Fellsfjara, eher bekannt als Diamond Beach ein.

Während ich mich an der Rezeption um die Zimmerschlüssel und das Abendessen kümmerte, warf ich einen Blick auf die aktuelle Polarlicht-Vorhersage des Icelandic Met Office auf dem Monitor neben mir. Hier wurde für die Abendstunden bei fast wolkenlosem Himmel eine stabile Aktivität in der Stärke „4“ vorhergesagt (die Einteilung reicht von 0 bis zu einer 9). Das bedeutete für uns, dass wir direkt alle Akkus an die Ladestationen hängten, die Speicherkarten leerten, und nach dem Abendessen erneut zur Gletscherlagune (Jökulsarlon) aufbrachen. Belohnt wurden wir mit einem atemberaubenden Lichtertanz bis weit nach Mitternacht. Gerne hätten wir ein solch nächtliches Schauspiel wiederholt, doch bleib es der einzige polare Lichtertanz während unserer Island-Tour.

Mit schweren Augenliedern und voller Ausrüstung trafen wir uns bereits um sieben Uhr zum Frühstück. Für 10:00 Uhr stand mit dem Team von Local Guides ein Besuch einer der Gletscherhöhlen auf dem Programm. Doch davor wollten wir noch den Sonnenaufgang an der Eystri-Fellsfjara alias Diamond Beach fotografisch auskosten.

Mit der Gletscherhöhle ist das immer so eine Sache. Mal hat man Glück und erwischt eine der großen, beeindruckenden Eishöhlen. Manchmal erwischt man auch nur eine der kleineren Höhlen. In diesem Jahr hatten wir leider nur eine kleinere Höhle erwischt, durch die Gruppe um Gruppe geschleust wurde. Schade, da ich das Team um die Local Guides in verschiedener Hinsicht positiver in Erinnerung hatte.

Nach einer ausgiebigen Nachmittagspause teilten wir uns auf. Die einen versuchten ihr Glück am Diamond Beach, während die anderen an der Gletscherlagune auf Motivsuche gingen.

Auch an diesem Morgen ging es früh los. Noch vor der Morgendämmerung brachen wir zum Sonnenaufgang am Vestrahorn oberhalb von Stokksnes auf. Das Bergmassiv, dass sich zwischen dem Straßentunnel und dem Riff erhebt, bietet in der Morgensonne eine beeindruckende Kulisse mit den vorgelagerten Dünenfeldern im schwarzen Sand. Je nach Aufnahmeposition lässt sich hier auch schön die Kirkjusandur mit der Brandung in den Bildaufbau integrieren. Ausschlaggebend dafür ist neben den Gezeiten auch die Menge an Mitfotografierenden, die sich dann mehr oder weniger geschickt im Bild verteilen.

Bevor wir uns auf den Weg zu den nächsten Landschaftsmotiven machten, legten wir einen Zwischenstopp samt Heißgetränk im Viking Cafe am Anfang der kleinen Privatstraße zur Halbinsel hinüber ein. Abseits der bekannten Hotspots folgten wir schließlich der Ringstraße, bis wir im Þorgeirsstaðadalur den Skutafoss mit seiner gefrorenen Wasserfront erreichten. Auf dem Rückweg stoppten wir hier und da, alles samt keine Hotspots – doch unserer Meinung nach, auch nicht weniger interessant.

Vor der Abenddämmerung verweilen wir erneut im Viking Cafe, bevor wir uns erneut in die Dünen auf Stokksnes aufbrechen. Fotografierten wir in der Morgendämmerung in den Dünen links der Piste, nutzen wir diese nur im ersten Anlauf in der späten Nachmittagssonne. Stattdessen wechselten wir auf das Dünenfeld rechts der Piste. Hier recken und strecken sich weniger gleichgesinnte in bzw. durch unseren Bildaufbau wie auf der anderen Seite der Piste.

Nach unserer dritten Nacht nahe der Gletscherlagune heißt es schon wieder Abschied nehmen von dieser Fabelwelt. Doch bevor wir der Ringstraße nach Westen folgen, legen wir neben einem Morgenshooting am Diamond Beach einen weiteren Stopp in den Moränenzügen rechts der Gletscherlagune ein, ebenso wie an der Fjallsarlon. Die Fjallsarlon unterhalb des Fjallsjökull, der ebenfalls dem Vatnajökull entstammt, ist ein zweiter, kleinerer und bei weitem nicht so überlaufener Gletschersee links bzw. westlich des Jökulsarlon. Nach einem kurzen Zustieg erreichten wir den zugefrorenen Gletschersee, an dessen Ufer sich kleinere Eisberge während der frostigen Tage in Pose haben einfrieren lassen. Auch wenn der Fjallsarlon etwas abseits liegt, bewährt sich Geduld und die Momente zwischen den Busgruppen für die eigene Motivinterpretation zu nutzen.

Wieder in Vik angekommen, fahren wir direkt durch auf die Dyrholaey. Insgeheim erhofften wir uns, dass mit dem zwischenzeitlich eingesetzten Tauwetter, auch die Auffahrt zum Leuchtturm freigegeben wurde. Zu unserer Ernüchterung, sie wurde noch nicht freigegeben. So widmeten wir uns erneut der tosenden Wellenberge im späten Nachmittagslicht. Zum Abendessen freuten wir uns auf die Pizzas im Restaurant Suður-Vík, die hatten es uns angetan – einfach lecker.

Hatten wir bis dato ausgesprochenes Glück, was das hiesige Winterwetter anbelangte, zeigt uns „Thor“ in seiner Funktion als germanischer Gewitter- und Wettergott, was typisches Islandwetter beinhalten kann. So verbrachten wir die Vormittagsstunden warm, trocken und vor allem auch vor Wind geschützt auf der Couch im Hotel,während draußen die Elemente tobten. Dabei gönnten wir uns einen Blick auf die Islandreise des Fotografen und Filmemacher Alfred Erhardt aus dem Jahr 1938 (DVD: Die Natur vor uns). Während sich Wind und Regen gegenseitig überboten, statteten wir dem LAVA Centre in Hvolsvöllur einen Besuch ab. Sehenswert: Magma, Vulkanformen und -typen, Aschflug- und Erdbebensimulation – interessant! Auf dem Rückweg hieß es dann dem Wind standhalten. Frischte dieser doch zwischen dem Seljalandsfoss und Vik stellenweise auf stattliche 32 m/s auf, das entspricht ca. 115 km/h. Umso größer war unsere Freude wie auch unser Appetit als wir uns erneut den Pizzen im Suður zuwenden konnten.

Zu unserem Glück sollte es sich bei dem Vortagswetter „lediglich“ um einen kurzweiligen Wetterausrutscher handeln. Denn an unserem Reisetag in Richtung Flughafen, zeigte sich Thor zum Abschied gnädig und bescherte uns einen farbintensiven Sonnenaufgang. So starteten wir in der Morgendämmerung am Strand von Vik und arbeiteten uns vor bis auf die Dyrholaey. Hier war jetzt auch, die lang ersehnte Zufahrt hoch zum Leuchtturm geöffnet. Auch wenn uns hier oben das isländische Wetter zügig von seiner nassen Seite einholte, die Aussicht beeindruckt mich persönlich immer wieder aufs Neue. Gut durchnässt verließen wir das Plateau, legten hier und da noch verschiedene Stopps ein und hielten über die Ringstraße erneut auf Selfoss zu.

In Selfoss verließen wir die Ringstraße und nutzten die Küstenstraße (34 / 427) in Richtung Krisuvik. Hier inmitten des Reykjanes Geopark (ebenfalls ein UNESCO Global Geopark), reihen sich Lavafelder an Lavafelder zwischen den Vulkankegeln und dem Nordatlantik. Wir versuchten immer wieder die Küste zu erreichen, doch glichen die Fahrwege abseits der asphaltierten Straße trotz Tauwetter eher einem Lotteriespiel als einem sicheren Weg an die felsige Steilküste. Fündig wurden wir dann doch nahe dem alten Fischerdorf Selatangar, dessen Grundmauern sich in dem Lavafeld verstecken.

Die letzten Kilometer zurück nach Keflavik unserem letzten Übernachtungsstopp folgten wir bei regnerischem Wetter der 42. Für ein Belsatungsprobe der Nase, stoppten wir am Geothermalgebiet von Seltun, wo intensiver Schwefelgeruch unsere Sinnesorgane betörte. Ab hier heiß es Strecke machen, ordnungsgemäß den Tank für die Fahrzeugrückgabe befüllen und die vollständige Ausrüstung wieder flugtauglich zu verpacken. Und so trafen wir uns dann um 04:15 Uhr zum letzten gemeinsamen Frühstück, bevor wir uns am Flughafen an den gegenüberliegenden Gates verabschiedeten.

Alles in allem erlebten wir Abwechslungs- wie Erlebnisreiche Fototage in der nordischen Ur-Natur Islands. Ich vermute fast das ich der Insel auch zukünftig nicht widerstehen kann…

 

P.S.: Auch wenn die vulkanischen Aktivitäten auf Reykjanes (einen Überblick über die vulkanischen wie tektonischen Aktivitäten auf der Reykjanes-Halbinsel bietet das Met Office) zunehmen, der Blick auf sprudelnde oder fließende Lava blieb uns im Reiseverlauf verwehrt. Daher mein Tipp, für Lava und Vulkane im Allgemeinen: „Vulkan hautnah: Augenblicke der Schöpfung“ des Autorengespanns Claudia Kretschmer und Wolfgang Müller aus dem Tecklenborg Verlag. Sie vermitteln atemberaubende Perspektiven und Augenblicke von verschiedensten Vulkanen rund um die Erde.