Vor einigen Jahren las ich in einem Artikel mit dem schwedischen Landschaftsfotografen Hans Strand (NaturFoto Special, Ausgabe Landschaftsfotografie), dass man gerade in der näheren Umgebung um den Wohnort herum, am besten auf die Witterung mit den einhergehenden Lichtverhältnissen reagieren könne. Kleine Wälder oder Seen und andere fotogene Möglichkeiten gäbe es ja genug in der näheren Umgebung des Wohnorts. Klar – wenn man in Schweden wohnt, dachte ich mir damals. Aber bei uns im dichtbesiedelten Deutschland – im städtischen Umfeld?
Zwar nutze ich die „nähergelegene“ heimische Umgebung immer wieder gerne bei entsprechender Wettervorhersage für ein spontanes Aufbrechen in der Morgen- oder auch Abenddämmerung. Doch wirklich einen Spot, den ich über die Jahre bei unterschiedlicher Witterung besuche?
JA – es gibt solche Orte, habe ich festgestellt! In meinem Fall sind es die Paar oder die Schmutter. Beide Flüsse sind mit einer überschaubaren Anfahrt gut zu erreichen. Sprichwörtlich hinter der Haustür, fließt allerdings auch der Lech. Bis auf die Kiesbank am Hochablass sind es grade mal ein paar Minuten Fußweg. Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich dort eine ganze Reihe von Bildern zu unterschiedlichsten Tageszeiten, bei unterschiedlichstem Licht und nicht zuletzt auch unterschiedlichen Wasserständen angesammelt.
Gleiches gilt auch für die unterschiedlichsten Perspektiven, was mir allerdings erst mit der Sichtung der Bilder so richtig bewusstwurde. Einige der Perspektiven entstehen auf einem Abend- oder auch Wochenendspaziergang. Dort wird die Idee geboren, jetzt heißt es sich an die neu entdeckte Perspektive anzunähern. Sie auszuarbeiten, das richtige Licht oder einen bestimmten Wasserstand abzuwarten – ausharren, bis Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten abgeschlossen sind. Oder man nutzt genau diese besonderen Momente um an Punkte zu kommen, die unter normalen Bedingungen nicht erreichbar sind.
Das sind genau die Möglichkeiten, die uns gegenüber den Motiven hier und da kreuz und quer durchs Land oder durch die weite Welt den Heimvorteil verschaffen. Manchmal muss „nur“ der innere Schweinhund überwunden werden, um sich beim anschließenden Frühstückskaffee über ein gelungenes Bild zu erfreuen…