Als ich im November’23 mit der Blue-Line der Alilaguna von San Marco in Richtung Flughafen aufbrach, kamen mir mit Blick auf die Fassaden entlang der Riva degli Schiavoni, die Worte Claude Monets in den Sinn: „Man kann nicht aus Venedig abreisen, ohne wiederkehren zu wollen.“ So war es auch!
Am 1. Dezember’24 saß ich wieder in der Blue Line und war auf dem Weg zu meiner Haltestelle, diesmal S. Marco-San Zaccaria, von wo aus ich nach einigen Metern unsere Unterkunft, das Hotel San Zaccaria erreichte. Es liegt gerade mal fünf wenige Minuten (350 m) Fußweg vom Piazza San Marco bzw. der Piazzetta S. Marco entfernt. Die Vaporetto-Stationen unmittelbar vor der Haustür – eine gute Ausgangsbasis für eine Fotowoche in der Lagunenstadt.
Kaum dass sich die handverlesene Gruppe versammelt hat, sind wir auch schon auf dem Weg, um die erste Abenddämmerung zu nutzen. Die Straßen und Gassen sind diesem ersten Adventwochenende noch gut besucht, was uns nicht am Entdecken erster Motive hindert.
Auch wenn sich unser Weg zum ersten Morgenshooting mit 300 m in Grenzen hält, brechen wir am Montagmorgen inmitten der Nacht auf. Das zahlt sich aus, da anscheinend alle Fotoreise an ihrem ersten Morgen in Venedig an der Piazza San Marco bzw. der Piazzetta S. Marco beginnen. Im Anschluss geht es ins Hotel – Frühstücken bzw. die Hände am Heißgetränk auftauen.
Tagsüber schlendern wir lediglich mit der Kamera um den Hals durch die Gassen. Genießen die Schaufenster auf der Salizada S. Moisè und ihr anschließenden Calle Larga XXII Marzo bis wir die Ponte dell’Accademia erreichen. Hier und da zeigen sich Türen mit Schatten im niedrigen Sonnenlicht, gleichsam wie der Blick von der Accademia – wahlweise mit der Basilica Santa Maria della Salute im Blickfang. Oder in die entgegensetzte Richtung den Canal Grande zur Ponte di Rialto.
Begleitete mich in den Tagen vor meiner Abreise nach Venedig trister Hochnebel mit frostigen Temperaturen im bayerischen Voralpenland, genießen wir hier zwischen den Kanälen den sonnigen Spätherbst mit über zehn Grad Celsius. Unter uns: Das ist eigentlich nicht das Wetter, das ich mir erhofft hatte für die Gruppe. Wollten wir die Paläste und Kanäle doch mit Nebel- wie auch bedrohlichen Wolkenstimmungen, Aqua Alta vielleicht sogar etwas Schnee in Szene setzen.
Nach einer kurzen Pause im Hotel greifen wir für die Abenddämmerung erneut zum Stativ und machen uns auf den Weg. Wir starten auf der Ponte dei Conzafelzi mit Blick auf das Zwei-Ströme-Haus hinter der Libreria Acqua Alta. Auf dem Weg zum Abendessen lassen wir uns treiben, entdecken die Plätze und Fassaden im Schein der Laternen.
Nach dem Frühstück gab es zwei Stunden zur freien Verfügung (Reiseandenken und Mitbringsel wollen auch eingekauft werden wurde ich eindringlich belehrt, beispielsweise von Giancarlo DePetris: VENEDIG Wassergeschichten, erschienen im Casa Editrice el squero). Im Anschluss rüsteten wir uns für einen langen Tag, der uns mit dem Vaporetto über die Lagune nach Burano führte. Auch wenn uns hier das eine oder andere Baugerüst den Blick versperrte, wurden wir auf der kleinen Insel im Osten der Lagune fündig.
Von Mittwochmorgen bis Freitagabend folgten wir dem Rhythmus der beiden vorangegangenen Tage. Vor dem Frühstück brauchen wir auf. Wärmten uns dann am Frühstückstisch wieder auf. Tagsüber erkundeten wir mit leichtem Gepäck (= Kamera um den Hals) die Altstadt mit ihren Fassaden, engen Gassen und unzähligen Kanälen. Zur Mittagszeit einen Cappuccino.
Bevor wir zum Abendshooting aufbrachen, legten wir eine kurze Pause ein (Datensicherung, Akkus laden, ggfs. Linsen putzen, Sensorflecken entfernen, etc.). Anschließend ging es mit Stativ und vollem Rucksack wieder hinaus. Jetzt, mit dem Einsetzten der Abenddämmerung bis hin zur Morgendämmerung, zeigt Venedig seinen eigentlichen Charme, wenn sich die Straße, Gassen und Kanäle nach und nach leeren. Ein besondere Anziehungskraft übten während dieser Fotoreise die maroden Mauerwerke auf mich aus. Sowohl zwischen Abend- und Morgendämmerung wie auch zwischen Morgen- und Abenddämmerung wenn die Stadt sich dem hektischen Trubel beugt.
Ehe wir uns versahen, saßen wir am Samstagmorgen bei unserem letzten gemeinsamen Frühstück. Während sich die einen auf den Weg zum Flughafen bzw. Parkplatz machen, genoss ich mit dem letzten verbliebenen Teilnehmer die Werke der alten Meister in der Gallerie dell’Accademia. Einen abschließenden Gianduiotto bei Nico auf der Fondamenta Zattere Ai Gesuati. Anschließend hieß es auch für mich, auf dem Weg zum Flughafen erneut dem Gedanken nachzugehen, wann ich die Lagunenstadt erneut besuchen werde.
Rückblickend – eine erlebnisreiche Fotowoche in einer immer wieder beeindruckenden Stadt. Auch wenn uns Nebelstimmungen wie lichtdurchflutete Wolkenbänke ebenso wie Aqua Alta verwehrt waren – ich komme wieder, keine Frage! Bis dahin ist die eine oder andere Baustelle bestimmt wieder verschwunden und altbewährte Motive erscheinen im neuen Glanz, zum Beispiel die Basilica Santa Maria della Salute – sie ist nach Jahren der Renovierung und Instandsetzung frei von jeglichen Gerüsten und verhängenden werbeträchtigen Plakaten…
P.S:: Lust auf Venedig bei Nacht, abseits des täglichen Trubels bekommen? Christopher Thomas bietet mit „Venice in Solitude“ einen Ausflug in die S/W-Fotografie. Während Harald Brey mit seinem Bildband „Nachts in Venedig“ zu einem nächtlichen Ausflug mit Farbbildern einlädt. Viel Spaß beim Erkunden und Entdecken.