Kurische Nehrung auf Abwegen

Mit den beginnenden Herbstnebeln zu Hause, geht es für mich in der Regel mit der Deutschen Bahn nach Kiel, wo ich mich im Ostuferhafen mit der Fotogruppe treffe und wir gemeinsame im DFDS-Terminal einschiffen und in der Abenddämmerung in das Baltikum nach Klaipeda aufbrechen. Dort angekommen übernachten wir in der litauischen Hafenstad und setzten am darauffolgenden Morgen mit der kleinen Haff-Fähre auf die Nehrung über. Normalerweise! 2024 mit seinen weltpolitischen Wirren scheint eine gehörige Portion Unsicherheit und Unbehagen bei Reisen in das Baltikum zu schüren. Bereits fix gebuchte Teilnahmen wurden zurückgezogen, Interessierte entschieden sich lieber für Motive in sicherer Entfernung zum Unruheherd.

Für mich wäre es 15 Jahre nach meinem ersten Besuch der Kurischen Nehrung ein willkommener Start in den diesjährigen Herbst gewesen. Während ich bei meinem ersten Besuch mit dem Auto von Warschau aus die Nehrung erreichte, nutzten wir auf den Fotoreisen wie oben beschreiben die DFDS Fährverbindung, die uns in 23 Stunden von Kiel nach Klaipeda übersetzt. Hier bieten sich mit Sonnenaufgang „weitläufige“ Seascapes als erste Motivmöglichkeiten an.

Die kleine Autofähre die zwischen Klaipeda und der Nehrung pendelt, legt ca. vier bis fünf Kilometer unterhalb der Memel-Mündung an. Auf der Nehrung angekommen, erstrecken sich die teils mit Wald bedeckten Dünenzüge zwischen Haff und Ostsee auf einer länge von gut einhundert Kilometern. Unsere Motive reihen sich auf ca. 48 km zwischen Memel-Mündung und der russischen Grenze unweit der ehemaligen Künstlerkolonie Nida aneinander: morgens mit Blick von den Dünen über das Haff, tagsüber unterwegs in den alten Ortskernen sowie zum Sonnenuntergang am Strand mit frischer Ostseebrise. Ich schwelge derweil in Erinnerungen aus dem September 2009…

Neben dem Schwelgen in den Erinnerungen meines ersten Besuchs der großen Nehrung, eröffneten sich mir in der verbleibenden Woche zu Hause herbstlich, nebelverhangene Morgenstimmungen, die mir in den vorangegangenen Jahren verborgen blieben.

Mit den kürzer werdenden Tagen fallen auch nach und nach die Temperaturen und der Winter hält Einzug. Wird mir das Wetter zu nass und unfreundlich, bleibt mit einem Heißgetränk mit Weihnachtsleckereien in der einen, der Griff mit der anderen Hand ins Bücherregal. Beispielsweise „Die Kurische Nehrung: Melancholie einer Landschaft“ fotografiert von der Potsdamerin Monika Schulz-Fieguth. Oder „Mare Balticum – Die Küstenlandschaften der Ostsee“ von Rolf und Matthias Reinicke die ebenfalls die Kurische Nehrung streifen. Interessant ist auch von Martin Krieger „Die Ostsee„, er widmet sich der Geschichte und Kultur des Ostseeraums. Nicht zu vergessen „Wind + Sand. Kurische Nehrung“ von dem in Nida lebenden Fotografen Kazimieras Mizgiris.

Wen die Reiselust packt – Einblicke in die Fotoreisen mit Thürmer Tours aus den Jahren 2022 (Ostsee, Haff und Wolkenberge) und 2023 (Sand | Wellen | Wolken entlang der Kurische Nehrung) sind im Blog zu finden…