Die Kreidefelsen am Jasmund auf Rügen, inspirieren Literatur und Kunst seit Generationen. Für Naturliebhaber wie auch für Urlauber bietet sie eine beeindruckende wie einzigartige Kulisse im deutschsprachigen Raum. Für mich ist sie seit Jahren ein Sehnsuchtsort!
2009 im Juni, stand ich das erste Mal in der Morgendämmerung nahe der Waldhalle (heute UNESCO-Welterbeforum im Michael-Otto-Haus) oberhalb der Kreidefelsen. Nach einer regnerischen Nacht wartete ich dort auf den Sonnenaufgang entlang der Küste des Nationalparks Jasmund. Dieser Sonnenaufgang sollte nicht nur meine Begeisterung für die Landschaftsfotografie beeinflussen, sondern auch meine Bindung an diese Landschaft an der Ostküste des Jasmunds prägen!
Ebenfalls an diesem Morgen, des 6. Juni 2009 geboren, die Idee den Verlauf der Kreideküste vom Kollicker Bach kommend mit dem Kieler Ufer und weiter in Richtung Tipper Ort bei Sonnenaufgang vom Strand aus in ein Bild zu fassen.
Die Idee sollte lange reifen! Über die Jahre ergaben sich verschiedene Reisen zu unterschiedlichsten Jahreszeiten an die Kreidefelsen Rügens. Mal besuchte ich die Küste am Jasmund im Rahmen eines Buchprojektes, später mit Fotogruppen von Artistravel, ein andermal privat für Gebietserkundungen. Zwischenzeitlich wurden die Wälder des Nationalparks in das UNESCO Weltnaturerbe Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas aufgenommen. Doch mit meiner Idee sollte es nach wie vor dauern. Über die Jahre lernte ich die Küste Meter um Meter aus verschiedensten Perspektiven kennen und es entstanden ‚andere‘ Bilder zwischen Königsstuhl und Piratenschlucht…
Im Sommer 2022 hatte ich im Verlauf des Umweltfotofestival »horizonte zingst« eine günstige Lücke zwischen meinen Workshops. Doch wie in den Jahren davor, hatte die Witterung ihre eigene Planung. Und so hieß es auch diesmal – abwarten.
Dieses Jahr – 2023, mit dem Fotofestival in Zingst standen die Chancen günstiger um nicht zusagen gut. Wolkenloser Himmel mag aus touristischer Perspektive einladend sein, aus fotografischer Sicht allerdings, ist er eher uninteressant. Doch für dieses Vorhaben – eine gute Ausgangsbasis: Keine Regel ohne die passende Ausnahme!
So machte ich mich auf den Weg nach Sassnitz. Schmunzeln musste ich beim Blick auf den Kalender: es war der 6. Juni – vierzehn Jahre, nachdem die Idee geboren wurde. In Sassnitz quartierte ich mich wie so oft davor im Kurhotel Sassnitz ein. Zum Abendessen ging es altbewährt nach Lohme ins Daheim. Die Ortschaft an der Steilküste wird auch gerne als das ‚Sorrent des Nordens‘ bezeichnet. Auf dem Rückweg zum Hotel nach Sassnitz gönnte ich mir noch einem Abstecher auf den neuen Skywalk am Königsstuhl.
Morgens um 02:30 Uhr klingelte mein Wecker, eine halbe Stunde später brach ich am Nationalparkzentrum Königsstuhl auf dem Waldwanderweg zur Treppe am Kieler Ufer auf. Am Fuß der Kreidefelsen angekommen, bog ich linker Hand ab und folgte dem Strandverlauf für einige Minuten grob nach Norden. Wichtig war mir, ein möglichst weitgefasster Blick auf die Kreidefelsen. Kurz nachdem sich die Sonne um 4:32 Uhr aus der Ostsee erhob, tauchte sie nach und nach die Kreideküste in bizarres Farbspiel.
Dieses hielt einige Minuten an und verblasste gegen 05:00 Uhr zusehends. Zufrieden verstaute ich meine Kamera und trat den Rückweg an. Nach einem kurzweiligen Strandbummel mit verschiedenen Motivmöglichkeiten hieß es Abschied nehmen vom Strand. Über Gitter- und Holztreppen ging es wieder hinauf zum Waldweg, von dort in einem stetigen auf und ab durch den Wald zurück zum Nationalparkzentrum. Auch wenn das eigentliche Licht bereits durch ist, im Wald reihen sich Motiv an Motiv in der Morgensonne.
Für mich ging es ohne weitere Umwege zügig nach Zingst zurück. Nächster Programmpunkt: Kreative Filtertechniken in der Landschaftsfotografie. Während dessen freue ich mich auf weitere Rügenbesuche…